Im November besichtigten wir mit zusammen mit unseren Geschichtslehrern Herrn Marcel Griesang, Mareike Albert und Barbara Junge das ehemalige Schlachtfeld von Verdun in Frankreich. Unter anderem besichtigten die Schüler der 10. Klassen und einige Schüler der Geschichts-AG folgende Punkte:
das Gebeinehaus(Ossuaire), den Friedhof für die gefallenen französischen Soldaten, den Londoner Laufgraben, die vier Schornsteine(= les quatres cheminées), das Fort Douaument, das Denkmal für gefallene jüdische Soldaten, den Ort Fleury und die Festung Thiaumont.
Unser erstes Ziel nach der Ankunft war das Gebeinehaus(Ossuaire). Im Gebeinehaus liegen die Überreste von etwa 150.000 unbekannten gefallenen französischen und deutschen Soldaten. Da die Gebeine bzw. die Überreste allerdings nicht zugeordnet werden konnten, können die Überreste natürlich auch von Soldaten anderer Nationalitäten sein. Unmittelbar gegenüber des Gebeinehauses befindet sich der Friedhof für gefallene französische Soldaten. Deutsche Friedhöfe findet man unmittelbar auf diesem Gelände nicht, da die Franzosen lange Zeit wollten, dass Verdun ein Ort der französischen Trauer und Erinnerung ist. Auch wenn Deutschland und Frankreich, im Vergleich zu vor 100 Jahren, heute viele Freundschaften bilden, akzeptieren die Deutschen die französische Seite. Etwa 15.000 Soldaten liegen auf diesem Friedhof begraben und Angehörige kommen bis heute noch zu den Grabmälern, um zu trauern und zu erinnern.
Das Denkmal für gefallene jüdische Soldaten war ebenso eine weitere Station, die wir uns angeschaut haben. Während des 1.Weltkriegs wurden nicht nur christliche und muslimische Soldaten an der Front eingesetzt, sondern auch viele jüdische Soldaten. Das Denkmal wurde für Juden errichtet, die im Krieg für ihr Vaterland kämpften. Als die Nazis 1940 im Rahmen des Frankreichfeldzugs die Region um Verdun eroberten, musste das Denkmal vorsichtshalber mit einem Tuch abgehängt werden, denn der 2.Weltkrieg war ja hauptsächlich durch den Antisemitismus und die damit verbundenen Absichten der Nationalsozialisten ausgelöst worden. Um das Denkmal zu schützen, wurde das Tuch darüber gehangen.
Die Festung Thiaumont diente 1916 als ein Unterstand für Soldaten und war für die Soldaten dementsprechend ein wichtiger Ort. Doch aufgrund des starken Beschusses während des Krieges, ist heute bis auf ein paar Betonreste und Beobachtungskuppeln nicht viel zu sehen.
Auch den Ort Fleury besichtigten wir. Fleury war ein ganz besonderer Ort. Er wurde im Krieg komplett zerstört und nie wieder aufgebaut. Die ca. 600 Einwohner, vergleichbar mit dem Herkunftsort eines Schülers Oberheimbach, die Fleury vor der Zerstörung hatte, mussten innerhalb kürzester Zeit ihre Heimat verlassen. Ebenso wie Fleury wurden noch acht weitere Orte komplett zerstört und nicht wieder aufgebaut. An Fleury erinnert heute nur noch wenig und da wo einst Häuser standen, stehen heute Pfosten, auf denen geschrieben steht, was dort einmal war. Die Wege können noch abgegangen werden, doch mehr als die Kirche, die als einziges wieder errichtet wurde, ist nicht zu sehen.
Die vier Schornsteine(=les quatres cheminées) dienten als Truppenlager für verwundete Soldaten. Hier kamen Soldaten hin, die im Krieg verletzt wurden und auf ärztliche Versorgung angewiesen waren. Die Zustände, die in dem dunklen Gang herrschten, waren aber alles andere als gut. Die Verletzten waren mit sehr vielen in einem engen, unhygienischen Raum und hofften auf Versorgung. Durch die schlimmen Zustände in dem Gang übertrugen sich oft Krankheiten und die meisten Menschen starben an ihren Verletzungen. An sauberes und hygienisches Versorgen der Wunden konnte nicht gedacht werden, denn es musste alles schnell gehen. Teilweise wurden sogar Operation/Amputationen ohne Betäubungsmittel durchgeführt.
Der Londoner Laufgraben war nicht wie die vielen anderen Gräben ein normaler Schützengraben, sondern er diente zum Übermitteln von Nachrichten entlang nahezu der gesamten Front von Verdun. Der Laufgraben war einer der am besten ausgebauten Gräben und viele Soldaten empfanden ihn als sicherer, was aber nicht immer der Fall war. Aufgrund seiner Länge kam es den dort eingesetzten Soldaten so vor, als führe er geradewegs in die Hauptstadt Englands.
Das Fort Douaumont ist das wichtigste und wohl bekannteste Fort des Schlachtfeldes von Verdun. Die gigantische Festung diente als Rückzugsort bzw. Ruhelager für Soldaten, wenn mal Feuerpause war und sie nicht an der Front im Kampf eingesetzt waren. Doch am 8. Mai 1916 täuschte das anfangs sichere Gefühl. Es kam zu einer Explosion durch zwischengelagerte Munition und allein an diesem Tag fanden 680 deutsche Soldaten den Tod. Aufgrund der nicht vorhandenen Möglichkeiten der Beisetzung und vor allem wegen des Zeitmangels, entschieden sich die verbliebenen Soldaten eine Mauer im Gang des Unglücks zu errichten und so ein Grab für die Soldaten zu schaffen. Um die Totenruhe nicht zu stören, ist an dieser Stelle des Forts besondere Ruhe angesagt und man sollte einen Moment im Gedenken an die gefallenen Soldaten innehalten.
Um ein abschließendes Fazit vom Besuch in Verdun zu ziehen, ist meiner Meinung nach zu sagen, dass es sich auf jeden Fall lohnt, die einzelnen Besichtigungspunkte anzuschauen. Auch wenn es Anblicke sind, die den ein oder anderen tief berühren, ist dieser Ort sehr wichtig und das Nachdenken über solche Orte ist ja genau das Ziel einer solchen Fahrt. Ein Besuch lohnt sich außerdem noch, da die Unterrichtsinhalte so besser vorstellbar werden und wir Schüler die Möglichkeit haben, uns ein eigenes Bild der damaligen Geschehnisse zu machen. Ich persönlich finde es wichtig, dass gerade wir jungen Menschen uns solche Schauplätze der vergangenen Zeit ansehen, weil wir die Generation sind, die dazu beiträgt, dass kein weiterer Krieg ausbricht. Es gab schon zwei schreckliche Weltkriege mit vielen Millionen Toten und wir können in der Zukunft dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passiert. Die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich beziehungsweise unter den Ländern Europas sollte stets unser größtes Ziel sein.
Text: Marcel Griesang