18.11.2018

Schüler nehmen aktiv an der Gedenkveranstaltung zum Novemberpogrom 1938 teil

Bereits zum 80. Mal jährten sich die schlimmen Ereignisse des 9.-10. November 1938. In dieser Nacht riefen die Nationalsozialisten landesweit dazu auf, sich an jüdischem Inventar und ihren Gotteshäusern zu vergehen. Selbst vor gewaltsamen Übergriffen schreckte man in besagten Schreckensnächten nicht zurück. So wurden deutschlandweit auch über 100 nachweisbare Morde begangen. 

Auch in Bingen kam es im Anschluss an den Tod des Legationssekretärs vom Rath, der von einem jüdischen Migranten namens Herschel Grünspan in Paris erschossen worden war, zu Übergriffen. Ursprung dieser Tat war die Abschiebung der Familie Herschel Grünspans gewesen. Diese hatten einen deutschen und polnischen Pass und waren daher von den deutschen Behörden abgeschoben worden. Als sich Polen ebenfalls weigerte besagte Bürger aufzunehmen, kam es zu einer wahren Notsituation für die jetzt staatenlosen. Laut neuerster Forschung hatte Herschel Grünspan wohl eine intime Beziehung mit dem deutschen Botschaftsmitarbeiter begonnen, vermutlich um seinen Eltern durch Papiere aus besagter Lage heraus zu helfen. Als vom Rath ihm dann doch nicht helfen wollte, kam es zu den so folgenreichen Schüssen. 

Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels nutzte die Schüsse und den Tod Ernest vom Raths, um gegen die deutsche jüdische Bevölkerung endgültig und umfangreich vorzugehen. Er hatte sich mit allen ranghohen Nationalsozialisten zu den Feierlichkeiten des Novemberputsches Adolf Hitlers 1923 in München im Münchner Rathaussaal zusammengefunden (dies war das wichtigste Fest im Hitler Staat). Dort ereilte ihn dann die Todesnachricht vom Raths, woraufhin er den Befehl für die Aktion gab.

Auf diesem Weg erreichten die Befehle auch Bingen. Dort waren es hauptsächlich SA Trupps aus Ingelheim die sich ans Werk machten. Im Verlauf des 9. -10. November wurden die dortigen Synagogen demoliert und die Synagoge in der Rochusstraße sogar in Brand gesteckt. Die Synagoge der orthodoxen Gemeinde in der Amtsstraße blieb vom Feuer verschont, da man ein Übergreifen der Flammen auf die benachbarten Häuser befürchtete. Bevor man die Synagoge in der Rochusstraße in Brand steckte, hatte man schon die Gesetzestafeln und den Löwenkopf über dem Eingangsportal heruntergeschlagen. Dem Ereignis schaute damals eine große Menge Binger Bürger zu. Manche mit Schrecken, wiederum  andere feuerten die involvierten Personen aber auch bei ihrem Tun an. 

Mit ihrer Teilnahme an der Gedenkveranstaltung wollten die Schüler der Geschichts-AG ihre Ablehnung und ihr Entsetzten gegenüber den damaligen Ereignisse zum Ausdruck bringen. Sie lasen während den Feierlichkeiten die Geschichte des nun 70-jährigen Ron Leeser aus Kalifornien vor. Ron Leesers Mutter war die einzige von drei Kindern gewesen, die Bingen 1942 hatte verlassen können. Ihre Brüder wurden in den Lagern des Ostens ermordet. Über Moskau floh sie bis nach Japan, um von dort aus mit einem Zwischenstopp auf Hawaii in die USA einzureisen. Dort lernte sie dann auch ihren Mann kennen, der Deutschland bereits 1938 kurz vor der Reichspogromnacht hatte verlassen können. Ron Leeser war bei der Gedenkveranstaltung in Bingen persönlich anwesend und berichtete davon, wie wichtig es ihm sei, dass gerade junge Menschen in Zeiten wie diesen die Erinnerung an die damaligen Ereignisse wachhalten. Er dankte den Schülern im Anschluss an die Veranstaltung von ganzem Herzen für ihr Engagement und ihren Mut dazu, klar Stellung gegen Hass und Ausgrenzung zu beziehen. 

Die bei der Veranstaltung involvierten Schüler der Geschichts-AG befanden am Ende der Erinnerungsstunde einhellig, dass sie in Zukunft durch weitere solche Aktionen die Erinnerung an die Vergangenheit wachhalten werden.