„Gelebtes Leben – Geraubtes Leben“

In der Zeit zwischen 1933-1945 wurden in Deutschland und Europa Menschen aufgrund ihres Glaubens, ihrer politischen Haltung, ihrer Sexualität und weiteren „Gründen“ verfolgt. Die hier zu sehende Ausstellung soll an diese Menschen erinnern und eine Mahnung für die Zukunft sein, dass man sich stets an die Vergangenheit erinnern muss, damit sich so etwas schreckliches nie mehr wiederholt. Die Kästchen an der Wand erinnern an 16 ehemalige Einwohner Bingens, die in der Zeit des Nationalsozialismus zunächst ausge-grenzt, dann weggebracht und schließlich ermordet wurden. Ihr Fehler in Augen der damaligen Machthaber war es, dass sie die falsche Religion hatten. Sie waren deutsche Staatsbürger mit jüdischem Glauben. Alleine in Bingen wurden im Jahr 1942 über 100 Menschen in Züge verladen und in die Mordlager im Osten gebracht. Viele der Binger Bürger kamen ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Dort wurden über 1 Million Menschen ermordet (siehe Informationen in der Ausstellung).


Erklärung der Kästchen

Die in den Kästen gestapelten Würfel entsprechen der Zahl der Lebensjahre, die die jeweilige Person gelebt hat. Die unterschiedlichen Farben haben symbolische Bedeutung. Die ursprüngliche Idee stammt von der Hunsrücker Künstlerin Frau Jutta Christ. 

 

Weiß steht für die ersten 7 Lebensjahre: das „ungeschriebene Blatt“, das unschuldige, ungeformte Kind;

Grün wie die Hoffnung: die Schulzeit, das Fundament für das künftige Leben wird gelegt

Rosa:Jugend, Pubertät, Zwischenzeit

Rot: die Zeit für Liebe, Eheschließung; Kinderkriegen, voller Energie das Leben in die Hand nehmen

Orange: auf der Höhe des Lebens sein, im Vollbesitz körperlicher und geistlicher Kraft

Blau: das Alter, Ruhe, Lebenserfahrung, Gelassenheit

Grau: dieses Grau ist aus allen vorhergehen- den Farben gemischt. Es enthält die Essenz des ganzen Lebens und steht für das Greisen-

alter.

So erzählen die Würfel vom jeweils individuellen Leben, wie weit es sich entfalten konnte, zu welchem Zeitpunkt es gewaltsam zerstört wurde.

Die schwarze Farbe der Kästen steht für Nicht-Existenz, für Trauer, für Verlust an menschlichem Potential, für geraubtes Leben.

Der Erinnerungsort, wie er sich nun dem Betrachter zeigt, spricht also von 13 Mitmenschen, nennt ihre Namen, sagt wann sie geboren wurden und zählt die Jahre ihres GELEBTEN LEBENS.

Die Würfel in den Kästen sind mit Absicht nicht perfekt erscheinend und auch die Farben nicht durchgehend vom selben Farbton. Diese Überlegung erschien während der Erstellung naheliegend, da auch das Leben selbst in den guten Phasen nicht einheitlich und ohne Probleme verläuft.


Die QR Codes unter den Kästchen führen zu den Schicksalen der einzelnen Personen. Durch Scannen der Codes gelangt man auf die dazugehörigen Informationsseiten.

Neben den Kästchen sind auch Bilderrahmen zu den Themen geschichtliche Fahrten, jü-disches Bingen früher, jüdisches Leben während der Zeit des Nationalsozialismus, jüd-isches Leben heute und Zeitzeugengespräche in der Ausstellung zu sehen. Auch hier befinden sich QR Codes, die zu den Texten die Fahrten betreffend führen.