Die Gerechten unter den Völkern

 Ein Zeichen von Mut und Menschlichkeit in einer dunklen Zeit

In der Zeit der Nazidiktatur von 1933-1945 gab es viele Befürworter der Nationalsozialisten. Ein weiterer großer Teil der Bevölkerung traute sich nicht hinzuschauen oder tolerierte die Gräueltaten zumindest stillschweigend. Der Nazistaat hatte ein System von Überwachung und Strafen geschaffen, der eine Hilfe auch nicht mehr so leicht möglich machte. Die Angst davor, dass das eigene Handeln auch die Familie gefährden könnte, schreckte viele davor ab aktiv zu helfen.

Trotzdem gab es einige Menschen, die ihr Leben dafür einsetzten Gutes zu tun und Menschenleben zu retten. Diesen Menschen will die zentrale Gedenkstelle für die Verbrechen, die durch die Nationalsozialisten begangen wurden, ein Denkmal setzen, indem man sich an sie erinnert. Die zentrale Gedenkstätte des Holocaust, gemeint ist hiermit Yad Vashem in Israel, verlieh diesen Menschen den Titel „Gerechte unter den Völkern“, da sie ihr Leben für jüdische Mitbürger riskierten. Sie taten dies, ohne finanziell oder auf eine andere Weise davon zu profitieren.

In Yad Vashem findet sich die Allee der Gerechten. Hier wurde für jede Person, die den Titel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen bekommen hat, ein Baum gepflanzt.
Die geschieht seit 1962.

Unsere Idee im Rahmen der AG war es nun, eine Art „Gang der Gerechten unter den Völkern“ zu schaffen, um an einen Teil dieser mutigen Menschen und ihre Schicksale zu erinnern.
In jedem der zu sehenden Bilderrahmen befindet sich ein Bild der Person, zusammen mit dem Geburts- und Sterbedatum. Außerdem sind  Bilder vom Schüler Ayoub Belaanaya gemalt worden, die einen Eindruck vom Tun der Person geben. Diese Bilder sollen zunächst angeschaut werden, um zu überlegen, was genau die abgebildete Person in der Nazizeit denn getan hat, um Leid und Mord zu verhindern. In einem nächsten Schritt kann man dann mit Hilfe des QR-Codes die Geschichten hinter den Bildern aufrufen.

Die Schicksale wurden von den AG-Teilnehmern exemplarisch ausgewählt und sie stehen damit für eine Vielzahl an Personen, deren Handeln uns eine Anregung für unser eigenes Tun in Zukunft sein sollte.

Die Teilnehmer der Geschichts-AG

Cläre Barwitzky

Cläre Barwitzky wurde am 19. Juni 1913 in Neiße, Oberschlesien, geboren und starb am 10. März 1989 in Meiningen. Sie war die Tochter eines ungelernten Arbeiters der deutschen Reichsbahn. Im Jahr 1932 schrieb sie ihr Abitur. Ihr Wunsch Lehrerin zu werden erfüllte sich leider nicht.

Sie erhielt daraufhin das Angebot in Frankreich als Sekretärin zu arbeiten. Dieses nahm sie dankend an. 1933 kehrte sie aus Frankreich zurück und fing eine Ausbildung zur Seelsorgehelferin an. Sie arbeitete als deutsche unerkannt, in einer Familienpflegeeinrichtung wo sie 1943 dabei half 30 jüdische Kinder vor der Deportation zu bewahren. Die 30 Kinder in der Einrichtung verbrachten unter der Aufsicht von Cläre Barwitzky ein Jahr in einem Sommerlager. Die wohl schwierigste Aufgabe für Cläre war nicht das generelle Aufpassen auf die Kinder, sondern die psychische Belastung die auf ihr lag. Sie musste die Kinder verstecken und deren Identität geheim halten. Die Kinder waren teilweise sehr verängstigt und trotz dieser enorm psychischen Belastung, schenkte Cläre Barwitzky ihnen ein Zuhause. Nachdem sie diese Kinder vor der Deportation bewahrt hatte,  kehrte sie aus Frankreich nach Deutschland zurück. Dort arbeitete sie weiterhin als Seelsorgehelferin, bevor sie 1969 in den Ruhestand ging.

Im März 1991, 2 Jahre nach ihrem Tod, wurde Cläre Barwitzky als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet.
 

Quellen:

www.myheimat.de/Freiburg-im-Breisgau/Politik/GerechteunterdenVölkern

Das Bild wurde ebenfalls von dieser Seite entnommen.

Elisabeth Abegg

Elisabeth Abegg wurde im März 1882 geboren und verstarb im August 1974. Sie setzte sich für jüdische Schülerinnen ein, die diskriminiert wurden. Später ver-steckte sie in ihrer Wohnung jüdische Mitbürger und sorgte für sie. Des Weiteren unterrichtete Elisabeth Kinder und Jugendlich, die nicht mehr zur Schule gehen durften. Auch politisch verfolgten Personen gewährte sie Unterschlupf.  1967 wurde Frau Abegg zu einer Gerechten unter den Völkern ernannt. Schätzungsweise 80 Personen half sie. Die meisten von ihnen überlebten die Schrecken der Naziherrschaft.

Quellen:

de.wikipedia.org


Das Bild entstammt der Seite von YadVashem

Käthe und Johannes Böttcher

Der Pfarrer Johannes Böttcher (1895-1949) und seine Frau Käthe Böttcher (1898-1966) halfen zusammen mit einem befreundetem Pfarrer, Heinrich Held (1897-1957), Juden im 2. Weltkrieg.
Sie versteckten Juden im Kellergewölbe unter den Türmen der Reformationskirche in der Altstadt von Essen oder im Pfarrhaus. Die Juden die sie versteckten sollten noch 1944 in ein Konzentrationslager transportiert werden. Sie taten dies trotz der Gefahr für ihr Leben. Besonders heikel war diese Hilfe außerdem, da sich genau gegenüber des Pfarrhauses die zentrale Stelle der Nationalsozialisten für diesen Bereich befand.
Ihr Sohn Walter unterstützte sie bei der Versorgung der jüdischen Bürger.

Quellen:
www. Rheinische-geschichte.lvr.de
Das Bild stammt von der Seite www.ekir.de

Hedwig undd Fritz Aub

Dr. Fritz Aub wurde am 26.12.1890 geboren. Er war Arzt in Berlin und hatte dort auch eine große Arztpraxis. Er half durch seinen Arztberuf vielen jüdischen Mitbürgern nicht nur durch medizinische Versorgung, sondern auch mit Lebensmitteln (dabei unterstützte ihn seine Frau). Durch seinen Großvater, der jüdischen Glaubens war, galt er nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 selbst als Vierteljude. Fritz Aub rettete unter anderem Erna Segal. Sie war zu damaligen Zeiten Sozialarbeiterin für eine jüdische Gemeinde in Berlin. 1942 war Erna auf dem Weg bedürftigen Menschen zu helfen, als sie im Bus von einem Soldaten auf ihren gelben Judenstern angesprochen wurde. Dieser Soldat erzählte ihr offen von den bevorstehenden Deportationen und machte Erna Segal somit große Angst. Sie beschloss vor der Deportation zu fliehen, um nicht ins Konzentrationslager zu kommen und vertraute sich einer guten Freundin an, die sie dann in Fritz und Hedwigs Hände gab. Das Ehepaar verschaffte Erna und ihrer Familie eine Unterkunft in einem Kloster, wo sie sicher waren. Auch kümmerte sich das Ehepaar Aub um die weitere medizinische Versorgung der Familie Segal. 1944 versorgte Dr. Aub den Mann von Erna medizinisch, da dieser schwer verletzt war, obwohl sein eigenes Haus zeitgleich bombardiert wurde. Unter falschem Namen brachte er den Mann ins Krankenhaus. Dort kooperierte das medizinische Personal, da sie Fritz Aub gut kannten und schätzten. Er überlebte mit Erna als einziges aus der Familie den Holocaust. Die Kinder, Ernas Mutter und Geschwister wurden ins Konzentrationslager in Polen deportiert, wo man sie ermordete.

Am 28.12.1987 wurden Fritz und Hedwig Aub als Gerechte unter den Völkern anerkannt.


Quellen:

www. tagesspiegel.de

Das Bild stammt ebenfalls von dieser Seite.

Otto Busse

Otto Busse arbeitete in Tilsit als selbständiger Anstreicher und Lackierer. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen hatten, trat er der NSDAP (National-sozialistische Deutsche Arbeiterpartei) bei. Als 1935 die antijüdische Politik in Deutsch-land intensiver wurde, trat Otto Busse aus der NSDAP aus. Dies hatte zur Folge, dass er als Handwerker von öffentlichen Aufträgen aus-geschlossen wurde. Auch sein Wunsch in die USA auszuwandern, wurde abgelehnt. Als er im Juni 1939 erneut aufgefordert wurde der NSDAP beizutreten, gab er nach und trat unter der Mitgliedsnummer 8.479.145 ein.

Im März 1943 ging er als Malermeister mit  seiner Frau und seinem 15 jährigen Sohn in das besetzte Polen ( Białystok), um mit seinem Maler-betrieb zivile und militärische Aufträge zu erledigen.
Er beschäftigte auch 40 jüdische Arbeiter. Als Busse 1943 Wohnungen für seine Arbeiter fordern wollte, traf er auf 2 jüdische Widerstandskämpfer, welche mit falschen Papieren ausgestattet waren. Busse stellte sich der jüdischen und der polnischen Untergrundbewegung zur Verfügung und besorgte für diese Waffen, warme Kleidung und Medikamente auf seine eigenen Kosten.                                                                      

Auf seiner Schreibmaschine wurden Zirkulare (Rundschreiben) gegen die Nationalsozialisten geschrieben. Otto Busse wurde noch zur Wehrmacht eingezogen und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Die NKWD (Name für das Innenministerium der Sowjetunion) weigerten sich seine Zusammenarbeit mit polnischen und sowjetischen Untergrundkämpfern anzuerkennen. Deshalb war er bis 1949 in sowjetischer Zwangsarbeit.

Busse wurde am 23.April 1970 zu einem ,,Gerechten unter den Völk-ern“ ernannt.
Er starb am 6.März 1980.
 
Quellen:
www.liberale-synagoge-darmstadt.de
von der vorherigen Adresse wurde auch das Bild entnommen

Richard und Hildegard Gölz

Der Kirchenmusiker und Pfarrer Richard Gölz (1892-1975) und seine Frau Hildegard Gölz (1892-1986) halfen Juden im 2. Weltkrieg.
Sie brachten die Juden zu sich nach Hause. Dort halfen sie bei Arbeiten und gingen auch mit zu Andachten von Richard Gölz. 1944 wurde Richard Gölz schließlich von der Gestapo festgenommen und verhört. Ihn hatte jemand verraten. Anschließend wurde er in ein Konzentrationslager gebracht. Als er von  dort 1945 wieder nach Hause kam, war er komplett  verändert und als sein Sohn bei einer U-Bootübung starb, verschloss er sich komplett.
Nach dem Krieg trat er aus der evangelischen Kirche aus und wurde russisch-orthodox. Außerdem wanderte er in die USA aus, wo er später auch verstarb.  

Quellen:
www.yadvasehem.de
Das Bild wurde von der selben Seite entnommen.    

Wilhelm Hammann

Wilhelm Hammann wurde am 25. Februar 1897 in Biebesheim geboren und starb am 26. Juli 1955 in Rüsselsheim. Herr Hamann war in der Zeit des Nationalsozialismus, genauer gesagt im Jahr 1938, als Kommunist Häftling im Konzen-trationslager Buchenwald. Er war also selbst ein ,,Inhaftierter´´. In seinem Block, dem Kinderblock 8, war er Blockältester, also der Älteste in diesem Block lebende Häftling. Die Blockältesten hatten spezielle Befugnisse und Aufgaben. In dieser Position machte er sich seine „Freiheiten“ zu Nutzen.
Speziell im Kinderblock waren nur jüdische Kinder untergebracht. Eines Tages bekam Hammann Informationen bezüglich der anstehenden Deportation der jüdischen Kinder. Durch sein Tun gelang es 159 Kindern das Leben zu retten. Dies schaffte er, indem er ihnen den gelben Davidstern von der Häftlingskleidung abmachte und ihnen eine neue Identität gab (gab sie als Häftlinge ungarischer Abstammung aus). Die Entfernung des Davidsterns sorgte dafür, dass die Kinder nicht mehr als jüdisch identifiziert werden konnten und so der Deportation entkamen.
Für seinen Mut und seinen besonderen Einsatz wurde Wilhelm Hammann 1984 als Gerechter unter den Völkern geehrt. In der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel trägt einer der Bäume in der Allee der Gerechten seinen Namen.

Quellen:

de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Hammann


Das Bild entstammt von der Seite www.gdw.de