Schüler besuchen den deutsch-französischen Erinnerungsort Verdun




Die Schlacht von Verdun steht sinnbildlich für die Schrecken des modernen Krieges. An diesem Ort sollte im Jahr 1916 eine der schlimmsten Schlachten des 1. Weltkriegs toben und über 300.000 Menschenleben fordern. Dies geschah für das Machtstreben des europäischen Adels und ist an Sinnlosigkeit nicht zu übertreffen.
Wie bereits in den Jahren zuvor, machten sich dieses Mal 41 Schüler der Abschlussklassen der Rochus-Realschule auf den Weg, um die im Unterricht behandelten Inhalte vor Ort zu vertiefen. Zunächst begab man sich zum Gebeinehaus, wo die Überreste von über 100. 000 unbekannten Soldaten in nach dem früheren Schlachtfeld eingeteilten Kammern ihre letzte Ruhe gefunden haben. Vor dem Gebeinhaus konnten die Schüler dann den Blick von den über 16.000 weißen Kreuzen kaum noch anwenden, die sich vor ihnen erstreckten. Auf jedem der weißen Kreuze steht dabei die Inschrift „Morts pour la France“. Sie erfuhren davon, dass sich im Jahre 1984 der damalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Präsident Miterrand hier die Hände reichten, um Verdun endgültig zu einem gemeinsamen Ort der Mahnung an den Frieden zu machen. Zuvor war es ein Ort des Gedenkens für Frankreich gewesen.
Ein weiterer Ort, der den Schülern die Zerstörungswut des Krieges vor Augen führte, war das nahezu komplett ausgelöschte Dorf Fleury. An der Stelle, wo sich einst ein kleines Bauerndorf befand, stehen heute nur noch Mauerreste und die Landschaft ist von Kratern gezeichnet. Innerhalb der ersten Stunden fielen tausende Granaten auf dieses kleine Stückchen Erde und es kam an manchen Tagen vor, dass die deutschen genauso wie die französischen Truppen den Ort mehrfach wieder einnahmen. Dort, wo früher eine Bäckerei oder die Dorfschule war, steht nur noch ein kleiner Pfosten mit dem Hinweis an das, was vor über 100 Jahren für immer ausgelöscht wurde.
Von den Schrecken der neuen Waffen, die im 1. Weltkrieg eingesetzt wurden, erfuhr die Gruppe an der Stellung „die vier Schornsteine“. Dabei handelte es sich um eine in einem Hang befindliche Lazarettstellung der Franzosen, die für viele verwundete Soldaten im Jahr 1916 während eines deutschen Gasangriffs zur tödlichen Falle werden sollte. Die Schüler lasen an diesem Ort, genauso wie an allen anderen besuchten Plätzen, aus originalen Berichten und Briefen der Soldaten auf französischer und deutscher Seite. Was ihnen dabei mehr als deutlich wurde war, dass der Krieg keine Rücksicht auf die Konfession oder Nationalität legt. Das Leid und Sterben war für alle gleich und einen Sinn gab es nicht.
Bevor man sich abschließend zur größten Festung des ehemaligen Schlachtfeldes von Verdun, dem Fort Douaumont, begab, erhielten die Schüler einen Einblick wie sich das Durchschreiten der Schützengräben in immer geduckter Haltung für die Soldaten angefühlt haben muss. Trotz der großen Zeitspanne, die zwischen dem Ende des Krieges und heute liegt, sind die Spuren der Schützengräben noch immer wie Narben auf dem Schlachtfeld zu sehen. Einer der wohl bekanntesten und längsten Gräben war der Londonerlaufgraben. Dieser verband die Festungen Vaux und eben Douaumont.
Als die Gruppe am Ende des Laufgrabens angekommen war, erblickten sie das riesig vor ihnen aus dem Boden ragende Forts. Hier hatten zweitweise 3000 Soldaten auf einmal Schutz vor den Bomben und Granaten gefunden. Jedoch war die Sicherheit in diesem aus meterdickem Beton bestehenden Bunker sehr trügerisch. Aus Angst vor Explosionen war es untersagt, Licht zu machen. Rauchen war demgemäß auch strengstens verboten, konnte doch der kleineste Funke eine Explosion hervorrufen. So sollte es dazu kommen, das am 8. Mai 1916 eine Explosion im Inneren der Festung zum Tod von über 600 Soldaten führen sollte. Die Zerstörung war so heftig, dass man kaum Überlebende fand und sich auf deutsche Seite dazu entschloss, den Ort des Unglücks einfach zuzumauern. Die Schüler hielten an den Kreuzen, die heute zur Erinnerung der Schrecken von damals aufgestellt sind, kurz inne, um den Toten zu gedenken.
Im Anschluss an den Besuch des Forts begab sich die Gruppe auf den Heimweg. Die einhellige Meinung der Schüler bezüglich des Gesehenen war, das sich Krieg und der damit verbundenen Irrsinn im Herzen Europas nie wieder wiederholen darf. Vielen war während des Besuches klar geworden, warum auch heute noch das Erlernen der französischen Sprache im Unterricht und auch die vielen Städtepartnerschaften weiter gepflegt werden müssen. Das ehemalige Schlachtfeld von Verdun, das lange für den Schmerz, aber auch den Sieg der einen Nation stand, ist heute zu einem Symbol für das gemeinsame Leiden Deutschlands und Frankreichs und die auf vielen Umwegen entstandene Partnerschaft geworden.